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„ Fibonacci ”  
         ist die Kurzform von Filius (italienisch: Figlio) Bonacci = Sohn des Bonacci.

Fibonacci
ca. 1180 - 1250


Der italienische Mathematiker Leonardo von Pisa (Fibonacci) hat sich folgende Frage gestellt:

Ein Paar neugeborener Kaninchen wirft nach zwei Monaten ein neues Paar und in den folgenden Monaten jeweils ein weiteres Paar. Jedes Paar vermehrt sich genauso. Wie viele Paare gibt es (Todesfälle ausgeschlossen) im Jahresverlauf ?

Von Monat zu Monat ist 1, 1, 2, 3, 5, 8, ... die Anzahl der Kaninchenpaare - jede Zahl > 1 ist die Summe der beiden vorangegangenen Zahlen, also gilt für alle n die Gleichung an+2 = an+1 + an. Um die n-te Fibonaccizahl zu bestimmen, muss man aber nicht entsprechend oft addieren, sondern kann die Formel von Jaques Binet (1786 - 1856) anwenden:

Fibonaccizahlen

Frage
Mit der Formel von Binet lässt sich die n-te Fibonacci-Zahl an wie folgt berechnen:
Formel von Binet.
Bei der Herleitung wird vorausgesetzt, dass die Fibonacci-Folge eine geometrische Folge ist. Dann ist qn das n-te Folgeglied und somit gilt: qn+2 - qn+1 - qn = 0 usw. Aber wieso ist 1, 1, 2, 3 ... eine geometrische Folge?

Antwort

Die besagte Herleitung ist zwar populär, aber nicht korrekt. Die Fibonaccizahlen bilden keine geometrische Folge, weil die Quotienten aus benachbarten Folgegliedern verschieden sind.

Stattdessen kann man die Fibonaccifolge um das Glied ao = 0 erweitern, dann gilt für alle n die Aussage an+1 = an + an-1. Zusammen mit der Gleichung an = an + 0 · an-1 erhält man ein lineares Gleichungssystem. A sei die Koeffizientenmatrix, dann liefert (an+1 an)t = An · (1 0)t die Formel von Binet, wobei man An durch Diagonalisierung der Matrix A bestimmt. Hierfür sind Kenntnisse der Linearen Algebra erforderlich.

Diagonalisierung der Matrix A

Das o.g. lineare Gleichungssystem kann man wie folgt aufschreiben:

lineares Gleichungssystem

Die Matrix in der Mitte bezeichnen wir mit A und erhalten Gleichung (1):

Jetzt muss man „nur” noch die Matrix A hoch n
         berechnen.

mit a1 = 1, a0 = 0. Um An bestimmen zu können, berechnen wir die Eigenwerte von A, wobei -T-1 das charakteristische Polynom von A ist. Die 2×2-Matrix A hat also zwei Eigenwerte λ1 = ½+½·5 , λ2 = ½-½·5   und ist daher diagonalisierbar. Die zugehörigen Eigenvektoren

Eigenvektoren

bilden zusammen eine invertierbare 2×2-Matrix S, und S-1·A·S =: D ist eine Diagonalmatrix, deren Diagonalelemente die Eigenwerte λ1 und λ2 sind. Wir multiplizieren jetzt von links mit S und von rechts mit S-1, daraus folgt A = S·D·S-1, also gilt: An  =  S·Dn·S-1. Hierbei ist Dn wieder eine Diagonalmatrix mit den Diagonalelementen 1)n und 2)n. Damit kann man An·(1 0)t berechnen - Gleichung (1) liefert nun die Formel von Binet.
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